Die Postgeschichte von Bertelsdorf

Bearbeitet von Bernhard Hägele und Udo F.A. Rotzoll

Um auch dem flachen Land die Segnungen eines regelmäßigen Postdienstes zukommen zulassen,
wurden 1881 Postagenturen und Posthilfsstellen eingerichtet.

Jede Ortschaft erhält mindestens einmal täglich Post zugestellt, in Bertelsdorf und Glend sogar zweimal an Wochentagen.

Am 1. Juni 1889 Einteilung der Landbestellbezirke von Coburg:

Wochenbestellung

 

Revier II:  Bestellung um 7.30 Uhr vormittags, und zwar von Bertelsdorf Neuses, Callenberg, Beiersdorf.
Revier IV: Bestellung um 13.30 Uhr nachmittags, und zwar von Oberer
Hahnweg, Beerhügel, Cortendorf, Neudörfles, Pulvermühle, Dörfles bei Coburg, Esbach,
Unterlauter, Oberlauter, Bertelsdorf

Sonntagsbestellung Revier II: Bestellung um 7.30 vormittags, und zwar von
Eckardtsberg, Seidmannsdorf, Lützelbuch, Rögen, Löbelstein, Festung, Cortendorf,
Neudörfles, Dörfles bei Coburg, Esbach, Unterlauter, Oberlauter, Bertelsdorf

Am 8. November 1905 Bekanntmachung durch die kaiserliche Oberpostdirektion Erfurt:
Zur Einlieferung von Postsendungen der Landbevölkerung wird ein
Annahmebuch durch den Landbriefträger mitgeführt, welches zur Buchung der von
ihm angenommenen Sendungen mit Wertangabe, Einschreibsendungen,
Postanweisungen, Pakete, Nachsendungen und Geldbeträge für Zeitungen und
mitzubringende Postwertzeichen bestimmt ist. Bekanntmachung vom 11. April 1906:
In Bertelsdorf und Glend sind Telegraphenanstalten nebst öffentlichen Fernsprechstellen
eingerichtet worden. Sie haben auch den Unfallmelde­dienst auszuführen.
In Bertelsdorf war die öffentliche Fernsprechstelle im Blümig‘ schen
Wirtshaus. Öffentlich im wahrsten Sinne des Wortes. Jeder der im Stüble
sitzenden Gäste konnte zuhören und schauen. In Glend befand sie sich bei
Landwirt Scheler. Der vermutlich erste Briefkasten in Bertelsdorf hing
ebenfalls am Wirtshaus, außen an der Ecke neben dem Eingang.

„Die neuen Postagenturen in Neuses bei Coburg, jetziger Bestellbezirk Coburg  und in
Großwalbur (Kr. Coburg), jetziger Bestellbezirk Rodach (Hzgtm. Coburg) werden
am 1. Juni 1906 in Wirksamkeit treten. Zum Landbestellbezirk von Neuses bei
Coburg werden u.a. die Orte Bertelsdorf und Glend gehören. Zwischen den
Postanstalten Neuses und Coburg ist der Nachbarortsverkehr zugelassen, und es
finden die Taxen (Gebühren) des Ortsverkehrs Anwendung. Sie betragen für Briefe
und Postkarten je 5 Pfennig im Gegensatz für Briefe im Fernverkehr von 10 Pfennig“.
Daneben schreibt Richard Renner, Neuses, in seiner Heimatgeschichte: „Um den Verkehr zu erleichtern, wurde an die Kaiserliche
Postdirektion der Antrag auf Errichtung einer Postagentur in Neuses gestellt.
Diesem Antrag sollte erst 1907 entsprochen werden.
Da aber der geforderte Betrag von 380 Mark (300 Mark wurden durch freiwillige Beiträge zugeschossen)
geleistet wurde, erfolgte die Errichtung einer Postagentur (höher im Rang die
Posthilfsstelle) schon am 1. Juni 1906. Die Bestellung erfolgte durch zwei Briefträger
in den Orten Bertelsdorf, Glend, Beuerfeld, Sulzdorf, Kösfeld, Beiersdorf und Callenberg“.

Bis 31. August 1935 gehört Bertelsdorf zum Landzustellbezirk des
Postamtes Coburg.

Am 1. September 1935 Einrichtung einer Poststelle „Bertelsdorf über Coburg“ für Bertelsdorf mit 381 Einwohnern und
Glend mit 47 Einwohnern im Haus
Nr. 18 des Landwirtes Johann Barthelmann (Poststelleninhaber). Beihilfen: Berta Barthelmann, Hans Stächer, Erna Stächer.
Zum Zustellbereich gehört auch Glend.
Die Postversorgung erfolgt durch eine Landkraftpost des Leitpostamtes Coburg.
Am 1. April 1939 wird die Poststelle in eine Poststelle II umbenannt.

Ehe jedoch eine Poststelle eröffnet werden kann, wird sie vom
Hauptpostamt Coburg ausgeschrieben. Für Bertelsdorf/Glend bewarb sich Landwirt
und Milchfahrer Johann Barthelmann. Die gesamte Einrichtung der Bertelsdorfer
Post bestand aus einem Stehpult in der Ecke der zur Straße gelegenen Wohnstube.
Später, wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Umbenennung in Poststelle II,
mußte der „Schalterraum“ in einen abgesonderten Raum gegenüber der
Wohnstube verlegt werden. Klein, spartanisch eingerichtet, unbeheizt!
Ausgetragen hat die Post Tochter Erna, verheiratete Stächer.­

Ab 22. Januar 1942 ruhender Kraftpostbetrieb im „Rodacher Bogen“ wegen
Treibstoff­mangel. Posttransport mit Pferdefuhrwerk dreimal pro Woche von
Coburg.

Ab 16. Juli 1942 werden Bertelsdorf und die Poststellen im „Rodacher
Bogen“ wieder von der Kraftpost versorgt.

Ab 1.Dezember 1943 ruhender Kraftpostbetrieb. Posthalter Barthelmann
sorgt donnerstags und samstags mit einem Pferdefuhrwerk für die
Postbeförderung.

Ab 1. April 1945 wegen der Kriegsereignisse keine Postbeförderung. Die
Poststelle wird geschlossen.

Am 1. September 1945 wird infolge der Kriegsereignisse
die Poststelle II aufgehoben und in eine Gemeinde-/öffentliche Sprechstelle
umgewandelt. Die Zustellung (Landzustellung) für Bertelsdorf und Glend erfolgt
vom Postamt Coburg aus.

Am 1. September 1951 erfolgt die Wiedereinrichtung als Poststelle II
„Bertelsdorf über Coburg“ im Haus Nr. 57.
Posthalterin wird Frau Erna Stächer, geb. Barthelmann. Postver­sorgung
durch die Landkraftpost des Postamtes Coburg 1.

Ab 1. Oktober 1952 wird in Glend wieder von Bertelsdorf aus zugestellt.

Ab 1. September 1962 wird Frau Anni Popp, geb. Stächer, zur Posthalterin
bestellt. Vertreter wird Karl Stächer (Bruder).

Ab 1. Oktober 1962: Die Bezeichnung der Poststelle lautet jetzt „8631
Bertelsdorf‘.

Am 16. November 1964 wird die Poststelle 8631 Bertelsdorf in das Haus Nr.
61 (Lautertaler Weg 11) verlegt.

Am 1. Januar 1977 wird Bertelsdorf mit dem Ortsteil Glend (seit 1. Juli
1869 zu Bertelsdorf gehörend) in die Stadt Coburg eingemeindet.

Am 30. April 1977 wird die Poststelle „8631 Bertelsdorf‘ im Stadtteil
Bertelsdorf aufge­hoben. Die Posthalterin arbeitet noch einige Jahre im
Coburger Postamt weiter.

Nach Schließung der Poststelle erhalten wir zunächst unsere Post von
Postsekretär Horst Erdmann. Seit dem 6. Februar 1995 bringt unsere
werktäglichen Sendungen der Postbetriebs­Assistent Joachim Posselt. „Sein
Zuständigkeitsbereich beginnt in Glend, führt über Bertelsdorf nach
Seidmannsdorf und endet am Eckardtsberg. Für Päckchen endet sein Zustellbereich
bereits in der Christenstraße in Bertelsdorf“. Als Landzusteller ist er aber
ein sog. „fahrendes Postamt“, denn man kann Briefmarken kaufen oder Einschreibsendungen
und Pakete einliefern.

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